Jahr: 2020
Der siebte Tod von Paul Cleave: Rezension
Dieser Thriller spielt in Christchurch, auf der Südinsel Neuseelands. Ein brutaler Serienmörder sucht die Stadt heim, und die Polizei tappt immer noch im Dunkeln. Joe arbeitet als Reinigungskraft im Polizeipräsidium und gilt als geistig minderbemittelt. Er folgt den Ermittlungen jedoch genau, denn er weiss, wer der Mörder ist. Und eines ist nur ihm klar: der siebte Tod gehört nicht dazu, denn die Frau wurde von jemand anderem ermordet.
Ich fand die Prämisse des Buches sehr interessant, denn zur Abwechslung wird die Handlung nicht aus der Sicht der Ermittler erzählt, sondern wir folgen dem Mörder und seinen Machenschaften. Paul Cleave schreibt unterhaltsam und kurzweilig, und Joe wächst einem schnell ans Herz.
In der Mitte des Buches ändert sich der Schreibstil allerdings ganz abrupt. Wo die Morde bisher kaum im Detail beschrieben wurden, geschen urplötzlich Dinge, die in brutalsten Einzelheiten beschrieben werden. Ich gebe zu, dass ich ganz Passagen übersprungen habe, und nur die jeweils letzte Zeile der Seiten gelesen habe um zu sehen, ob die Passage vorbei ist. Danach kehrt Cleave wieder zu dem eher beschaulichen Stil der ersten Hälfte zurück.
Ich kann mir diesen Stilwechsel eigentlich nur damit erklären, dass diese Szenen der Aufhänger für die ganze Geschichte waren. Ich hatte das Gefühl, dies war die Idee, die Cleave als erstes eingefallen ist, an der er herumgefeilt hat, und die er unbedingt unterbringen wollte. Die restliche Handlung wurde dann eher so darum herumgebaut. Ob das stimmt, weiss ich natürlich nicht, aber anders kann ich mir das Ganze nicht erklären.
Das Buch war aber auch mit der eigenartigen Mitte sehr unterhaltsam und ich wollte wissen, wie es weitergeht.
Lest selbst ob die Mordserie wirklich aufgeklärt wird, oder am Ende doch der Falsche dafür büßen muss!
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Orangentag!
Der Blütenjäger von Catherine Shepherd: Rezension
Eine junge Frau wird erschossen im Wald aufgefunden. Der Täter hat mysteriöse Spuren hinterlassen, und offensichtlich wurde das Opfer aus einem Nachtclub entführt. Bald sind die Berliner Discos nicht mehr sicher. Die Ermittlungen führen in verschiedene Richtungen, und es gibt gleich mehrere Tatverdächtige. Der Blütenjäger von Catherine Shepherd ist durchsetzt mit Rückblicken in die Vergangenheit, zu einem Ereignis, das den aktuellen Morden ähnlich ist. Doch ob der Junge von damals wirklich etwas mit den Morden von heute zu tun hat, wird erst am Schluss aufgeklärt.
Gut gefallen hat mir, dass tatsächlich mehrere Verdächtige sowohl ein Motiv als auch die Möglichkeit für die Morde gehabt hätten, so dass man sich nie ganz entscheiden kann, wer der ‚Favorit‘ ist. Noch mehr gefallen hat mir, wer am Ende wirklich der Täter war.
Die Ermittler haben mir auch ganz gut gefallen, allerdings fand ich das seltsame Beziehungsdreieck zwischen der Ermittlerin Laura Kern, ihrem Freund, und ihrem Partner etwas konstruiert und unnötig. Dies ist der vierte Band in der Serie, vielleicht hat man da mehr Einblicke wenn man die vorhergehenden Teile gelesen hat.
Ansonsten ein eingängiger, gut wegzulesender Krimi.
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Glennkill von Leonie Swann: Rezension
Irgendwie hatte bereits jeder, den ich kenne Glennkill von Leonie Swann schon gelesen. Selbst solche Leute, die sonst eigentlich nur wenig bis gar nicht lesen. Sogar in Übersetzungen. Ich war also wirklich schon spät dran.
Der Schäfer George liegt tot auf der Weide. Kein Schaf hat etwas gesehen. Doch wer würde den sanftmütigen George einfach so umbringen? Die Schafe, angeführt von Miss Maple (dem schlausten Schaf von Glennkill und vielleicht der ganzen Welt), beginnen zu ermitteln.
Der Anfang zog mich gleich in seinen Bann, es war sehr spaßig, die verschiedenen Schafe kennenzulernen. Da gibt es Miss Maple, das schlauste Schaf von Glennkill. Sir Ritchfield, der Leitwidder. Othello, das ehemalige Zirkusschaf. Mopple the Whale, das Gedächtnisschaf…. schnell findet man sich in der Herde zurecht, denn kein Schaf ist wie das andere.
Auch die Menschen lernen wir kennen – durch die Augen der Schafe. So gibt es den Metzger, vor dem alle Angst haben, oder den Pastor, der in Gottes Haus wohnt und Gottes Acker pflegt, und deshalb natürlich „Gott“ heisst. Gabriel ist ein Schäfer, den alle erstmal toll finden, weil er einen Mantel aus Schurwolle trägt und so gut riecht. Beth dagegen riecht komisch und verteilt immer Hefte mit guten Taten.
Ich hatte trotzdem so meine Bedenken, denn eine Geschichte, die 400 Seiten lang auf ein- und derselben Weide spielen sollte…..? Um Gottes Willen. Wird das nicht langweilig? Wie behält man einen Spannungsbogen in einer Mordermittlung, in der keine (menschlichen) Zeugen oder Tatverdächtigen verhört werden können? Keiner Fingerabdrücke nehmen oer vergleichen kann? Wo obendrein die Ermittler menschliches Verhalten nur schwer deuten können?
Aber meine Zweifel waren unbegründet. Die Schafe sind seit Georges Tod recht viel sich allein überlassen, und so unternehmen sie Ausflüge um im Dorf und der Umgebung zu ermitteln, und das auch recht erfolgreich.
Auf jeden Fall ist Glennkill von Leonie Swann eine tolle Abwandlung des traditionellen Krimis, und funktioniert einfach wunderbar!
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Krimi-Wunschliste
Lesemonat September 2020
Scheintot (Rizzoli & Isles #5) – Tess Gerritsen
Ich hatte mir ja selbst auferlegt, nur noch einen Band dieser Reihe pro Monat zu lesen, damit ich länger etwas davon habe. Also – ich habe das Buch am 30. September nach dem Abendessen angefangen, mit der Absicht, es „im Oktober“ zu lesen. Und was soll ich sagen? Um 5 Uhr morgens am 1. Oktober hatte ich es durch. Auf dem Cover meiner Ausgabe steht eine Kritik: „Putting it down is not an option“, und genauso war es auch. Ich konnte nicht aufhören, und habe es in einer einzigen Nacht durchgelesen.
German für Deutsche
von Jo Wüllner
Das hat mir gerade noch gefehlt: ein Buch mit den 666 wichtigsten Anglizismen in der deutschen Sprache. Auch wenn es viele von uns nervt und eigentlich niemand über 18 Denglisch toll findet, können wir in Wirklichkeit schon lange nicht mehr ohne Anglizismen auskommen.
Computer, Upload, Download, Messenger, Smartphone, Laptop – das 21. Jahrhundert bringt und so viele Neuerungen, dass unsere Sprache kaum noch hinterherkommt. Ausserdem werden wir immer internationaler. Wollen wir wirklich auf ‚Klapprechner‘ bestehen, wenn der Kollege aus Kanada stammt, der Manager aus Spanien, und der IT-Support in Indien sitzt? Also, ich eigentlich nicht.
Natürlich gibt es unsinniges Zeug, das man sicherlich auch auf deutsch besser ausdrücken könnte. Man muss es ja nicht übertreiben.
Nach etwa 50 Seiten Einführung – in der Wüllner auf ausdrücklichen Wunsch seines Verlegers auch auf die Frage eingeht, ob ‚Sinn machen‘ nun ein Anglizismus ist oder nicht – folgt der Wörterbuch-Teil, in dem die 666 wichtigsten Anglizismen aufgeführt, erklärt, und kommentiert werden.
Das begrabene Buch
von D.M. Pulley
Dieses Buch hatte ich mir über Prime Reading bei Amazon ausgeliehen, und zwar schon 2016, deshalb war es höchste Zeit, es endlich mal zu lesen.
Der Klappentext verspricht die Geschichte von Jasper, dessen Mutter 1952 spurlos verschwindet. Er findet ihr Tagebuch, und macht sich daran, das Geheimnis um ihr Verschwinden aufzuklären. So weit, so gut.
Am Anfang des Buches ist Jasper 9 Jahre alt (ich weiss nicht, ob er am Ende älter ist oder nicht). Seine Mutter wird als ziemlich liebevoll dargestellt, und sein Vater spielt lieber mit ihm Baseball, anstatt ihn für irgendwas zu bestrafen. Trotzdem hat Jasper dauernd – und zwar wirklich dauernd – Angst vor Prügel wenn er nicht zu 100% den Erwartungen der Erwachsenen entspricht.
Das zieht sich bis zu dem Punkt an dem ich abgebrochen habe durch die ganze Geschichte. Es ist eigentlich nur „Angst vor Prügel, etwas Alltag, Angst vor Prügel, Dialog mit Tante, Angst vor Prügel, Schule, Angst vor Prügel…“ Er glaubt sogar auf den elektrischen Stuhl zu kommen, als er einem Polizisten nicht gehorcht.
Das hat mich echt extrem genervt, vor allem weil er gar keinen Grund hat vor allem und jedem so eine Angst zu haben. Anfangs mag das ja sein Verhalten noch erklären, aber es gibt irgendwie so gar keinen anderen Aufhänger für Spannung oder Dramatik, ausser „wird Jasper jetzt doch Prügel bekommen?“
Es kam einfach der Punkt, wo mich die Antwort auf diese ewige Frage nicht mehr interessiert hat.