Der Jäger Im

Es war einmal ein junger Mann, der hieß Im und wohnte in einer Stadt die Tallai hieß. Er liebte es auf die Jagd zu gehen, und übte immerzu reiten und jagen. Eines Tages wanderte er in die Berge um Rehe zu jagen. Er hatte nur ein Schwert bei sich, und war zu Fuß unterwegs.

Als er gerade am Tai-pak Berg ankam, brach die Nacht herein und er konnte den Weg nicht mehr sehen. Um ihn herum waren viele Klippen und Abgründe, und er konnte alleine nicht weiterwandern. Da traf er einen Förster, der ihm einen Weg zeigte der zu einem Haus auf einer Klippe führen sollte. Im folgte dem Weg, und kam bald zu einem großen Schloss.

Er ging durch das Tor, doch das Schloß war dunkel und es war keine Menschenseele zu sehen. Das Schloß war vollkommen verlassen. Im war den ganzen Tag gewandert und sehr müde, aber es gruselte ihm sehr. Er fürchtete daß das Schloß vielleicht von Gespenstern bewohnt war. Doch als er sich gerade davonschleichen wollte, öffnete sich die Tür und jemand rief:

“Komm herein und ruh dich aus. Hast du schon etwas gegessen?”

Es war derselbe Förster, der Im den Weg gezeigt hatte. Er antwortete:

“Ich habe nichts gegessen, und bin sehr hungrig.”

Da bat ihn der Förster herein, öffnete einen Schrank und holte Wein und Fleisch hervor. Im war so hungrig daß er alles aufaß. Sie unterhielten sich ein Weilchen, und der Förster öffnete wiederum den Schrank und holte ein großes Schwert hervor. Im erschrank sich sehr und fragte:

“Was hast du da für ein großes Schwert? Willst Du mich damit töten?”

“Aber nein,” safte der Förster, “aber heute ist eine besondere Nacht. Ich werde dir etwas zeigen, aber du darfst dich nicht fürchten.”

“Ich fürchte mich nicht,” sagte Im, “ich komme mit.”

Um Mitternacht nahm der Förster sein großes Schwert und führte Im durch viele viele Türen, bis sie zu einem Garten kamen. Dort war ein Teich mit einer Insel, auf der ein Pavillon stand. Lichter aus dem Pavillon spiegelten sich auf dem Wasser, und jemand lachte. Drinnen saßen zwei Gestalten.

Am Ufer stand ein kleinerer Pavillon, und daneben ein großer Baum. Der Förter bot Im auf den Baum zu klettern und sich mit seinem Gürtel am Stamm festzubinden.

“Du darfst keinen Mucks von dir geben, und musst ganz still bleiben.”

Im tat wie ihm geheißen. Er stieg auf den Baum und band sich fest.

Der Förster aber sprang mit einem Satz über den Teich und gesellte sich zu den Leuten im Pavillon. Nachdem sie eine Weile miteinander geredet und getrunken hatten, sagte der Förster zu einer der Gestalten:

“So, wir haben eine Wette geschlossen, nun wollen wir sehen wer gewinnt.”

Der andere Mann antwortete:

“Ja, nun wollen wir sehen wer gewinnt.”

Die beiden standen auf, verließen den Pavillon, sprangen weit in den Nachthimmel und waren verschwunden.

Im hörte Schwerter krachen und viel Getöse, aber sehen konnte er nichts. Es gruselte ihm sehr, und seine Haare standen ihm zu Berge. Einen Moment später fiel etwas schweres aus dem Himmel, und der Förster stieß einen Siegesruf aus. Im bekam Gänsehaut, und fragte sich auf was für ein Unterfangen er sich nur eingelassen hatte. Er stief vom Baum, doch der Förster wartete schon auf ihn. Er packte Im, machte einen Satz über den Teich, und nahm ihn mit in den Pavillon.

Dort saß eine wunderschöne Frau mit Haaren so weiß wie Wolken. Vor dem Kampf hatte Im sie lachen gehört, doch jetzt war sie voller Trauer und weinte.

Der Förster schimpfte mit ihr:

“Du törichtes Weib, du bist Schuld am Tod eines großen Mannes!”

Zu Im sprach er:

“Du hast Mut und bist ehrbar, ich gebe dir das Weib zur Frau und das Schloß dazu. Du kannst hier zufrieden leben bis an das Ende deiner Tage.”

Im aber sprach:

“Ich verstehe nicht was hier vorgeht. Erkläre mir was hier vorgefallen ist, und dann tue ich vielleicht was du sagst.”

Der Förster sprach:

“Ich bin kein sterblicher Förster, sondern ein mächtiger Räuber. Ich habe viele Schlösser und in jedem eine schöne Frau, und viele Reichtümer. Doch diese hier hat mich betrogen und hat mehrmals versucht mich zu vergiften, alles wegen einem anderen Mann. So blieb mir nichts anderes übrig als ihn zum Duell herauszufordern. So habe ich ihn umgebracht, alles wegen einer Frau. Ich will sie nicht mehr, aber sie soll ihren Wunsch haben und mit einem anderen Mann leben. Nimm sie, und das Schloß dazu.”

Doch Im wollte wissen wer der andere Mann war und wo er herkam.

“Der andere Mann war ein Tabakhändler aus Seoul. Er kam oft hier vorbei, und hatte eine große Zukunft vor sich. Ich wusste wohl dass meine Frau mich betrügt, aber ich tat so als merke ich nichts. Erst als das böse Weib mich vergiften wollte, musste ich handeln. Und so habe ich einen Mann mit einer großen Zukunft töten müssen. Du aber bist nur ein Jäger, und das Schicksal sagt dir keine Reichtümer oder Ruhm voraus. Du sollst mein Schloß und das Weib ruhig haben.”

“Ach nein,” sagte Im, “so ein böses Weib will ich nicht haben.”

Das erschlug der Förster die Frau und legte das Schloß in Schutt und Asche.

Am nächsten Morgen sagte der Förster zu Im:

“Du hast dich ehrbar und mutig verhalten, und auch wenn es dir gehörig gegruselt hat, hast du dich richtig verhalten. Als Belohnung werde ich dir beibrigen wie man das Schwert führt.”

Im blieb sechs Tage bei dem Förster und lernte die Schwertkunst von ihm, und wurde ein großer General.


Quelle: Traditionelles Märchen aus Korea

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert