Der Wagemut der Burgtochter – Doris Röckle

Der Wagemut der Burgtochter

Ich habe lange gebraucht, um ein Buch für Liechtenstein in meiner Lesereise durch Europa zu finden, das kein Reiseführer oder Bildband ist.

Die Geschichte handelt von der Edelfrau Praxedis von Montani, die 1499 unglücklich verheiratet ist mit dem Erben auf Burg Gutenberg im heutigen Liechtenstein. Ihr Mann zeigt kein Interesse an ihr, ihre Schwiegermutter schikaniert sie, und obendrein droht Krieg zwischen den Habsburgern und den schweizer Eidgenossen.

Außerdem ist eine geheime religiöse Bruderschaft auf der Jagd nach einem Manuskript und einem geheimnisvollen Relikt. Der Mönch, der beides vor ihnen in Sicherheit bringen soll, wird verletzt und nach Gutenberg gebracht.

So weit, so spannend.

Die Erzählperspektive wechselt immer wieder zwischen Praxedis‘ Leben auf der Burg, der Geschichte der religiösen Fanatiker und dem allgemeinen politischen Geschehen. Auch wenn es vielleicht wichtig ist darzustellen, wie der Konflikt verläuft, waren es mir viel zu viele Kapitel die irgendwelchen Kämpfern oder Rittern folgten, die mal hierhin und mal dahin ziehen, hier ein Scharmützel, dort ein Angriff, einmal über den Pass, wieder zurück, doch nicht, wieder hin…

Ich habe zum Schluss nur noch quergelesen wenn es um die politische Lage oder das Kriegsgeschehen ging. Vor allem ein Ritter, der immer wieder auftaucht (und dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe), war komplett überflüssig. Ob der jetzt hierhin oder dahin reitet, hatte absolut keinen Einfluss auf die Geschichte von Praxedis oder den Mönchen. Den hätte man einfach weglassen können.

Die politische Auseinandersetzung ist offenkundig sehr gut recherchiert worden, aber meiner Meinung nach ZU gut. Es wurden einfach so viele Details und Truppenbewegungen und Auseinandersetzungen eingebaut, dass es die eigentliche Handlung total überschattet. Das mag historisch alles richtig und korrekt sein, aber ich wollte ja Praxedis‘ Abenteuer lesen, kein Geschichtsbuch. Dadurch zieht sich die Geschichte auch sehr in die Länge, denn es dauert manchmal ziemlich lange, bis wir wieder bei Praxedis ankommen, und der eigentliche Plot endlich weitergeht.

Was mich auch sehr gestört hat war dass wir eigentlich das Leben von Praxedis sehr kleinteilig beschrieben bekommen, andererseits dann aber ihre Gefangenschaft, auf die ich inhaltlich nicht weiter eingehen will an dieser Stelle, mit ein paar Absätzen abgehandelt wird. Wo vorher das tägliche Leben bis zum Umfallen beschrieben wird, ist sie hier später einfach wochenlang verschwunden und das wird dem Leser so nebenbei mitgeteilt, dass man es fast überliest, und meinen könnte, sie war nur ein Wochenende weg. Ich hatte das Gefühl, dass das Geschehen auf der Burg in Praxedis‘ Abwesenheit einfach nicht existiert, sondern erzählerisch einfach eingefroren wird, um dann bei ihrer Rückkehr nahtlos da weiterzumachen, wo es aufgehört hatte.

Fazit:

Die Geschichte um Praxedis und die Mönche war spannend, aber das zusammenhanglose politische Drumherum wurde immer anstrengender zu verfolgen, je weiter es fortschritt.

ISBN:
978-3426217313
Verlag: Knaur
Erschienen: Oktober 2022
Seiten: 608 Seiten
Preis: 18,60 Euro

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