DNF: Bücher abbrechen oder nicht?

Bücher abbrechen oder nicht?

Sollte man Bücher abbrechen oder nicht? DNF steht für Did Not Finish, also „habe ich nicht beendet“.

Es gibt viele Gründe für oder gegen das Abbrechen von Büchern.

Ich habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht.

Manche Leute lassen sich von nichts abschrecken, und lesen wirklich jedes angefangene Buch zuende. Andere legen ein Buch nach den ersten 50 Seiten ohne jegliche Gewissensbisse für immer wieder weg.

Die Allesleser

Diese Leser beenden wirklich jedes Buch. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Buch langweilig, gewalttätig, schlecht formatiert, zu blumig, nicht blumig genug, oder aus sonstigen Gründen nicht gefällt. Sie geben jedem Buch eine Chance.

Dafür gibt es vor allem zwei gute Argumente:

Vielleicht wird das Buch am Ende ja doch noch gut, und die Stellen, die einem nicht gefallen haben, sind nur Mittel zum Zweck für das besonders gute Ende.

Zugegeben, vielleicht hat es wirklich einen Grund, warum dieser oder jener Charakter in einem Buch einfach so unerträglich ist, und der Leser wird die Wahrheit noch erfahren.

Wie soll ich mir eine fundierte Meinung über ein Buch bilden, wenn ich es nicht bis zum Ende gelesen habe?

Diesen Grund kann ich sehr gut nachvollziehen. Gerade wenn einem ein Buch nicht gefällt, und die Rezension dazu später entsprechend ausfallen wird, macht es schon Sinn, das Buch auch wirklich von allen Seiten – also auch dem Ende – betrachtet zu haben.

Die Abbrecher

Buchabbrecher haben keine Skrupel, ein angelesenes Buch für immer ins Nirwana zu schicken. Es juckt sie nicht, wie die Geschichte ausgeht, sie klappen es einfach zu, und tschüss. Um am Ball zu bleiben, muss sie ein Buch überzeugen.

Auch dafür gibt es zwei gute Argumente:

Das Buch fesselt mich nicht, ich habe einfach kein Interesse mehr, zu erfahren, wie es ausgeht.

Wenn man sich beim Lesen langweilt, kann es eine Qual werden ein Buch beenden zu müssen. Mancher kennt es vielleicht noch aus dem Deutschunterricht in der Schule. Ich persönlich hatte in der Schule immer Glück, wir lasen nur Sachen, die ich super fand. Aber das Gefühl, noch X Seiten gähnender Langeweile vor sich zu haben, kann schon sehr abschrecken. Abbrecher lesen, um unterhalten zu werden, und wenn ein Buch das nicht erfüllen kann, wird es aussortiert.

Das Buch ist so schlecht geschrieben / schlecht formatiert / zu gewalttätig / etc. dass ich meine kostbare Lesezeit nicht weiter damit verschwenden will.

Das ist eigentlich nur eine Fortführung des ersten Arguments, allerdings geht es hier nicht um langweilige Bücher, die einen nicht fesseln. Ein blutiges Buch kann durchaus abgebrochen werden weil es einfach zu grausam ist, obwohl es alles andere als langweilig ist. Genauso werden Bücher abgebrochen, die eigentlich prima wären, weil die Rechtschreibung und/oder Grammatik so schlecht sind, dass sie das Lesevergnügen massiv stören. Ebenso ergeht es Geschichten, die im Kern zwar interessant sind, aber so schwurbelig geschrieben oder formuliert sind, dass das Lesen anstrengender ist, als es das Vegnügen hergibt.

Bücher abbrechen oder nicht?

Laut Unesco werden jährlich weltweit 1 793 000 neue Bücher veröffentlicht. Das sind mehr als 4900 Bücher pro Tag. Mein Stapel ungelesener Bücher enthält derzeit über 800 Bücher, die ich in meiner Wohnung zur Verfügung habe.

Früher war ich ein Allesleser. Das hatte einerseits damit zu tun, dass ich meinen eigenen Buchgeschmack noch nicht so gut kannte, und oft erst nach dem Ende erkannt habe, dass ich das Buch eigentlich nicht mochte, und zum anderen damit, dass ich nicht so viel Geld für neue Bücher zur Verfügung hatte, so dass ich als Vielleser einfach das meiste aus jedem Buch herausholen wollte.

Mittlerweile bin ich ein Abbrecher. Ich habe keine Zeit für – und keine Lust auf – schlechte oder langweilige oder einfach für mich verkehrte Bücher. Ich breche Bücher, die ich aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr beenden möchte, rigoros ab. Wenn ich meiner Meinung nach genug von dem Buch gelesen habe, um mir eine Meinung zu bilden warum ich es abbreche, hagelt es auch schonmal eine schlechte Rezension, obwohl ich das Ende nicht gelesen habe.

Wie sieht es bei euch aus?

Bücher abbrechen oder nicht? Lest ihr alles zuende, oder legt ihr Bücher wieder weg?

Schreibt mir in die Kommentare ob ihr ein Allesleser oder ein Abbrecher seid, und warum.

6 thoughts on “DNF: Bücher abbrechen oder nicht?”

  1. Ich versuche mir ganz ehrlich darüber klar zu werden, WARUM ich ein Buch gerade nicht gerne lese / warum es hakt und entscheide dann.

    Ist mir das Buch einfach allzzu simpel geschrieben oder der Stil ist grottig, darf es reuelos sofort abgebrochen werden.
    Kann es mich nur gerade nicht fesseln, les ich noch ein Stückchen weiter und entscheide erst dann.
    Finde ich es völlig unverständlich oder sehr anstrengend zu lesen, gibt es mehrere Möglichkeiten:
    Vielleicht bin ich wirklich zu doof für das Buch oder der Autor und ich haben grundsätzlich verschieden funktionierende Gehirne. Dann leg ich es mit leiser Reue zur Seite.
    Oder aber es ist eben ein anstrengendes Buch, bei dem sich die Mühe aber potentiell lohnt. Wenn ich diese Möglichkeir sehe, beiß ich mich durch. (In diese Kategorie gehören viele der Bücher, an die ich die besten Erinnerungen habe..)

    1. Ich habe einen Stapel der Schande, auf dem die Bücher liegen, die ich vorübergehen abgebrochen habe, aber dennoch irgendwann lesen möchte. Also die „weder noch“ Bücher.

  2. Hallo Kat
    Ich habe früher jedes Buch zu Ende gelesen, komme was da will. Ich habe Geld dafür ausgegeben, also lese ich es auch. Alles andere erschien mir gewissenlose Verschwendung aber … da war ich auch noch ein junger Hüpfer. Als ich jedoch die 45 Lenze überschritten hatte und sich allmählich (so wie bei Dir) ein relativ klarer Lesegeschmack und Vorlieben einstellten, wurde ich skrupellos. Das erste Buch was ich jemals abbrach war Ulysses und zwar auf Seite 21. Ich sagte mir: Entweder war der Autor total zugekifft als er schrieb oder ich muss, um es durchzuhalten ebenfalls zu diesem Mittel greifen. Das erschien mir aber nicht die Ultima Ratio. Hinzukam, dass sich immer mehr herauskristallisierte wie viele Bücher es gab, die unbedingt noch lesen wollte und es schlicht und ergreifend eine simple mathematische Berechnung war, die mir sagte, dass höchstwahrscheinlich meine mir noch verbleibende Lebenszeit dazu überhaupt nicht mehr ausreicht, um dies zu realisieren.
    Fazit: Ist mir ein Buch zu doof – weg damit in den nächsten offenen Bücherschrank, dann kann es dort wenigsten noch einen guten Zweck erfüllen. Das ist zum einen nachhaltig und zum anderen für mich persönlich extremst befreiend.

    Hannah

    P.S. Das funktioniert natürlich nicht bei meiner Uniliteratur. Da muss ich schon das ein oder andere Mal die Zähne zusammenbeißen, auch wenn’s weh tut.

    1. Genauso ging es mir auch – das erste bewusst abgebrochene Buch war eine Befreiung!

      Vorher landeten die immer auf dem „Lese ich gerade noch“-Stapel und blieben halb gelesen in der Schwebe, bis ich irgendwann dachte „Mist, jetzt muss ich wieder von vorne anfangen…“ Jetzt kommen die eben weg, und ich bin sie los!

  3. Liebe Büchertante,
    vielen Dank für den Beitrag zu diesem ungewöhnlichen Thema. Ich bin eher ein Zwitter. Meistens zwinge ich mich zum Weiterlesen – nur wenn es gar zu schlimm wird, breche ich – mit Skrupel – ab. Entweder weil die Geschichte zu verworren ist, der Schreibstil schlecht oder die Handlung langweilig. Dann ist mir der Ausgang des Geschehens völlig egal und das Buch landet in der Bücherspende.
    Es gibt auch Bücher, zu denen ich mich zwingen wollte, weil es Klassiker sind. Die habe ich tapfer mehrfach begonnen und bin wiederholt über Seite 30 nicht hinausgekommen. Nach Jahren haben sie endlich mein Zuhause für immer verlassen.
    Mach weiter so, ich lese den Blog sehr gerne und freue mich schon auf das nächste Thema.
    Cornelia

    1. Das mit den Klassikern kenne ich auch. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie oft ich Dostojewkis „Der Idiot“ angefangen und wieder abgebrochen habe…

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