Dieses Buch haben die #Bookstehuder, die Leserunde meiner Buchhandlung, im März gelesen. Leider hat es mir überhaupt nicht gefallen. Ich hatte richtig „Beef“ mit diesem Buch, und je weiter ich gelesen habe, desto mehr habe ich mich geärgert. Ich habe vorher keine Rezensionen zu dem Buch gelesen, was nicht sehr hilfreich war.
Ich muss Kazuo Ishiguro zugute halten, dass er definiv Gefühle erzeugt hat, wenn auch bei mir negative. Die kann ich auch begründen!
Klara sitzt in einem Laden und wird dort zum Verkauf angeboten.
Schnell erfahren wir, dass sie und ihre Kollegen KFs sind. Was ein KF ist, wird allerdings nicht erklärt. Tagein, tagaus hängt sie in dem Laden mit der anonymen Managerin herum, manchmal wird ein KF verkauft, manchmal nicht. Ab und zu darf sie im Schaufenster sitzen.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt was ein KF ist. Roboter? Genetisch gezüchtete Klone? Versklavte Aliens?
Der Begriff KF wird inflationär verwendet, und kommt über 60 mal vor, bevor erwähnt wird, dass es sich dabei um „künstliche Freunde“ handelt. Jawohl, ich habe nachgezählt. Ich finde, diese Erklärung hätte VIEL früher kommen sollen, denn ich habe mich irgendwann ziemlich verarscht gefühlt. Mir ist schon klar, dass man als Leser – gerade bei Science Fiction – so einiges einfach erstmal hinnehmen muss, immer mit dem Gedanken, dass sich das Bild im Kopf noch zusammenfügen wird. Aber das fehlende Puzzleteil sollte dann auch irgendwann zeitnah kommen, und nicht erst am Ende des gesamten ersten Teils.
Soso, Klara ist also eine künstliche Freundin.
Sie spricht ständig von der Sonne, und vom Sonnenlicht und Sonnenstrahlen als „Nahrung“. Als Roboter habe ich sie nicht empfunden, denn ziemlich am Anfang des Buches reicht es offenbar aus, dass sie ihre Füße in ein von Sonnenlicht beschienenes Eckchen stellt. Seit wann nehmen Roboter über die Füße Licht auf? Überhaupt – sie spricht immer von Nahrung, nie von Energie. Das erinnert eher an eine Pflanze als an einen Roboter. Wahrscheinlich ist das Absicht, ich fand es aber irritierend, und es hat nur dazu beigetragen, dass ich mir Klara nicht so richtig vorstellen konnte. Oder hat die Solazellen an den Füßen?
Das einzig Robotermäßige waren ihre Sehstörungen. Ab und zu fragmentiert sich ihr Sichtfeld in eckige Einzelbilder. Ich konnte gerade eben so nachvollziehen, wie das aussehen soll. Vielleicht liegt es an der deutschen Übersetzung, jedenfalls ist das so vage und verwirrend beschrieben, dass ich erst beim zweiten Vorkommen kapiert habe, dass sie offenbar einen Systemfehler hat. Beim ersten mal hatte ich einfach nur gedacht „Okay, muss ich jetzt nicht verstehen“, und habe einfach schulterzuckend weitergelesen.
Apropos System. Sie kennt Dinge wie Autos und Konzepte wie „ich muss das Kind beschützen“, aber ein Smartphone oder Tablet kennt sie nicht, sondern redet davon, dass Erwachsene sich ihr „Rechteck“ vors Gesicht halten. Wer hat das denn programmiert? Das ist doch total unglaubwürdig.
Darüber hinaus fand ich das Buch einfach gähnend langweilig. Jede Situation wurde mit so viel gekünsteltem „Ich verstehe die Welt der Menschen nicht“ beschrieben, dass man dauernd rätseln musste, was Klara da gerade beschreibt. Die Dinge, die sie versteht, sind banal und unwichtig, und bringen die Geschichte nicht im geringsten voran. Es war einfach ermüdend. Ich konnte kaum zwei Seiten lesen, ohne das Gefühl zu haben, ich hätte mich gerade durch zwei Kapitel gekämpft.
Nach etwas 3/4 des Buches hatte ich schlichtweg keine Lust mehr, überhaupt noch weiterzulesen.
Laut Internet ist der Sinn und Zweck des Buches, den Leser zum Nachdenken über die menschliche Natur anzuregen. Muss ehrlich sagen, mich hat es nur zum googeln angeregt, wenn ich mal wieder nicht geschnallt hatte, wovon Klara gerade schwafelt.
ISBN: | 978-3896677396 |
Verlag: | Karl Blessing Verlag |
Erschienen: | 10. August 2022 |
Seiten: | 352 Seiten |
Preis: | 16 Euro |