Die Magie der Namen

von Nicole Gozdek

Namen haben Macht, das wissen wir spätestens seit Ursula LeGuin’s Earthsea Saga. In Mirabortas haben sie sogar so viel Macht, dass sie ihre Träger von Grund auf verändern. Deshalb tragen Kinder auch keine Namen, sondern Nummern, bis ein Namensfinder ihnen am Ende der Schulzeit ihren wahren Namen verrät und damit auch gleichzeitig ihren Beruf, ihre Erscheinung und ihre Vergangenheit.

Das ganze Konzept der Namensmagie hat mich sofort fasziniert, denn ich habe selbst mehrere unterschiedliche Namen, die von unterschiedlichen Leuten benutzt werden. Jedes mal, wenn ich einen neuen Namen bekommen habe, habe ich mich auch ein Stück weit selbst neu erfunden.

Im Ausland trug ich z.B. einen ganz anderen Vor- und Nachnamen als zu meiner Schulzeit in Deutschland. Im nächsten Land bekam ich wieder einen neuen Namen, weil meine Kollegen Probleme mit der englischen Aussprache hatten. Ich fing sozusagen immer wieder ganz neu an – neuer Job, neue Kontakte, neue Sprache – und ein neuer Name, der noch ein ganz unbeschriebenes Blatt war. Sich selbst ganz neu definieren zu dürfen hat tatsächlich etwas magisches, und macht zumindest mir auch Spaß.

So habe ich ein Stück weit eine Art Namensmagie am eigenen Leib erfahren können, und habe deshalb ganz besonders mit Nr. 19 mitgefiebert. Was bedeutet sein neuer Name – und was für eine Person wird er werden?

Die Geschichte hat mich sehr gefesselt, und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Die sonderbare Buchhandlung des Mr Penumbra

5stars

von Robin Sloan

Dies ist so ein unterhaltsames Buch!

Es gab gleich mehrere Dinge die ich sofort ganz toll fand. Zum einen die Buchhandlung. Die Beschreibung war genau so, wie ich mir einen mysteriösen Buchladen vorstelle, der ein Geheimnis verbirgt. Ausserdem fand ich Bibliotheken die Leitern haben um die oberen Regale zu erreichen schon immer toll. Eine Leiter die gleich drei Stockwerke hoch geht verdreifacht die Großartigkeit natürlich.

Ich mochte auch Mr Penumbra selbst, er hat mich an einen älteren Herrn erinnert für den ich im Ausland mal gearbeitet habe.

Und dann ist da natürlich noch meine Namensvetterin, die cool, klug und schlagfertig ist. Das fand ich sehr schmeichelnd, denn sie war so wie ich gerne wäre wenn ich cool, klug und schlagfertig wäre.

Am allerbesten fand ich das Puzzle. Ich liebe Buchstaben und Typographien und geschriebene Wörter, deshalb war das genau mein Ding. Ich habe beim Lesen sogar Buchstabenkekse geknabbert, weil ich so ein Wörter-Nerd bin.

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Der Rithmatist

4stars

Wie wird man Magier, wenn man nicht zaubern kann? Mit diesem Problem kämpft Joel tagtäglich, denn nichts wünscht er sich sehnlicher, als ein Rithmatist, ein berühmter Kreidemagier, zu werden. Doch so sehr er sich auch bemüht, seine Kreidefiguren bleiben leblos – bis zu dem Tag, an dem plötzlich das Schicksal aller Rithmatisten auf Joels Schultern ruht. Einem Tag, an dem eine lange verborgene Gabe in ihm erwacht …


Anmerkung:
Ich habe die englische Originalfassung gelesen.

Ich liebe dieses Buch.

Ich mag Geometrie, also habe ich natürlich die Rithmatischen Kreise zwischen den Kapiteln förmlich aufgesogen.

Dann ist da der Gearpunk! Während einige Elemente wie die Uhrwerk-Züge sehr offensichtlich sind, gibt es auch ganz kleine Apparate die nur nebenher erwähnt werden, die der Welt aber ein ganz eigenes Flair geben.

Ich fand es auch sehr spannend, dass Joel sich damit zufriedengeben muss die Theorie hinter der Magie zu verstehen, ohne sie jedoch selbst anwenden zu können. Das ist mal ein neues Konzept für eine Geschichte die an einer Zauberschule spielt, und ich fand das sehr erfrischend.

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Die Flüsse von London

von Ben Aaronovitch

Peter Grant ist ein junger Polizist der Londoner Polizei, der gerade kurz vor der ersten Beförderung steht. Am Abend vor seinem großen Tag geschieht ein brutaler Mord vor der St Paul’s Cathedral. Peter und seine Kollegin Lesley May sollen nachts den Tatort bewachen.

Während der Nacht trifft Peter ein Gespenst, das sich als Nicholas Wallpenny vorstellt, und behauptet, den ganzen Mord beobachtet zu haben. Daraufhin wird Peter schleunigst der Abteilung der Polizei zugeteilt, die sich mit übernatürlichen Ermittlungen befasst.

Was ich an diesem Buch mochte war dass Peter nicht der Auserwählte ist, der Letzte Nachkomme, oder der einzige überlebende einer geheimen Rasse oder sowas. Seine Mutter ist gesund und munter, er hat kein auffälliges Geburtsmal und kann überhaupt keine Zaubertricks. Er ist ein durchschnittlicher Typ wie Du und ich, der jetzt plötzlich Latein aus alten Büchern lernen und mit Wassernymphen verhandeln muss, von denen er bis eben nicht einmal wusste dass es sie gibt.

Peter wird aber nicht schwuppdiwupp einfach mal so zum Zauberer. Stattdessen installiert er erstmal Wlan in der Garage und macht dauernd sein Handy kaputt, also ziemlich genauso wie Du und ich in seiner Situation.

Die Geschichte spielt in London, und da ich die Stadt gut kenne, habe ich viele Orte sofort wiedererkannt. Es gibt eine Reihe von sehr Britischen Referenzen, die Ausländern möglicherweise entgehen werden, aber nicht genug um den Lesefluss zu stören.

Beide Handlungsstränge werden am Schluss des Buches aufgelöst, man kann es also auch gut als Standalone lesen wenn man sich (noch) nicht auf die ganze Serie einlassen möchte.

 

Der Fluch des Ringes

3stars

von Diana Wynne Jones

Ich habe dieses Buch zum ersten Mal in der Grundschule gelesen, und mochte es damals sehr.

Über die Jahre hatte ich viel der Geschichte vergessen, aber ich konnte mich noch an die Tarnmäntel der Trickser erinnern. Um herauszufinden was es damals mit diesen Mänteln auf sich hatte, habe ich mir jetzt fast 30 Jahre später ein Exemplar besorgt und in einem Rutsch gelesen.

Die Geschichte der drei Moorvölker handelt von bösen Taten und Wiedergutmachung, von Vergebung und von verschiedenen Kulturen, deren Interessen aufeinandertreffen.

Es ist ein spannendes Kinderbuch, und natürlich spielen vor allem die Kinder der drei Völker Hauptrollen. Am meisten mochte ich Ceri, den Kleinsten.

Ich mochte, dass das Buch hauptsächlich aus der Sicht der Trickser geschrieben ist, die sich selbst als Menschen bezeichnen. Erst als sie auf die Riesen treffen, wird dem Leser bewusst, dass er selbst auch ein Riese ist, und die Hauptdarsteller zu einem ganz anderen Volk gehören als der Leser selbst.

Da muss man sich plötzlich als Leser eingestehen dass man gar nicht so verschieden ist von den anderen, wenn man sie am Anfang für „normale“ Menschen gehalten hat beim Lesen. Ich weiss nicht, ob ein Kind als Leser es bewusst merkt, aber trotzdem sehr schön gemacht.

Sehr zu empfehlen.

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Die Gärten des Mondes

3stars

Für Sergeant Elster war stets klar, dass er dem malazanischen Imperium treu ergeben ist, egal wie schlecht er von seiner Herrscherin behandelt wurde. Auf ihren Befehl begibt er sich in die feindliche Stadt Darujistan, um deren Eroberung vorzubereiten. Doch als er und sein Trupp eintrifft, schwebt bereits die finstere Festung Mondbrut wie eine schützende Hand über der Stadt – und der Plan der Imperatrix zur Vernichtung Mondbruts kann sehr leicht auch Elster und seine Leute mit in den Tod reißen.

Rezension:

Anmerkung:
Ich habe das Buch in der englischen Originalfassung gelesen.

Dies ist ein anspruchsvoller Anfang für eine 10-bändige Serie (bzw. noch länger wenn man Ian Esslemont’s Bücher dazuzählt).

Ich sage anspruchsvoll, weil es nicht gerade das beste Fantasy Buch für Anfänger in dieser Sparte ist. Es gibt eine ganze Menge Protagonisten und viele verschiedene Erzählperspektiven, und der Autor gibt einem nicht alle Informationen die man als Leser gerne hätte. Man bekommt immer gerade eben soviel mitgeteilt wie man braucht, aber nicht mehr. Am Anfang fühlt es sich in etwa so an als wäre man zu spät ins Kino gekommen, nachdem der Film schon angefangen hat. Man folgt der Geschichte, hat aber immer das Gefühl, am Anfang möglicherweise irgendwas Wichtiges verpasst zu haben.

Der Leser bekommt ziemlich lange keinen Hinweis darauf, wer die Guten und wer die Bösen sind, und muss selbst entscheiden. Früher oder später muss man seine Meinung über bestimmte Personen dann ganz plötzlich revidieren. Das hat mir nicht so gefallen, ich fühlte mich in die Irre geführt als sich mein „Lieblings-„Charakter als Miesling entpuppte, und ich fand es auch etwas schwer, einen bisher als Gegner dargestellten Charakter plötzlich mögen zu sollen. Einerseits ist das mal etwas Neues und beruht nicht auf dem abgedroschenen Prinzip von „Helden gegen die Bösen“, andererseits hatte ich manchmal das Gefühl der Autor wusste am Anfang auch nicht so genau wo er damit hinwollte.

Das Magie-System war mir völlig neu, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Es ist verdammt schwer, eine schicke neue Art und Weise zu erfinden einen Magier cool aussehen zu lassen. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, in den nächsten Büchern mehr über die Gewirre zu erfahren.

Zeitweise fand ich, dass es einfach zu viele Charaktere gibt, denen der Leser folgen muss. Da man mit allen Handlungssträngen mithalten muss dauert es manchmal eine ganze Weile bevor das Buch wieder zu einem bestimmten Protagonisten zurückkehrt.