Snapshot – Brandon Sanderson

Anthony Davis und sein Partner Chaz sind die einzigen lebenden Personen in einer Millionenstadt voller Menschen.

Sie wurden per Gerichtsbeschluss in einen sogenannten Snapshot geschickt, einer gespeicherten Momantaufnahme der Stadt von vor 10 Tagen. In dieser Simulation passiert alles genauso, wie es sich an dem Tag zugetragen hat, mit dem Unterschied, dass echte Ermittler bereits am Tatort warten, um dann Täter zu verfolgen und verborgene Beweise zu finden, die ihnen in der realen Welt noch fehlen.

Innerhalb der Momentaufnahme vom 1. Mai haben Davis und Chaz die absolute Amtsgewalt. Ihre Dienstausweise gelten überall als höchste Instanz und verschaffen ihnen Zutritt wo immer sie ermitteln. Die Verbrechen, die sie aufklären sollen, sind allerdings dröge und scheinbar unwichtige Kleinkriminalität.

Durch Zufall entdecken sie einen Massenmord, doch das Hauptquartier verbietet ihnen zu ermitteln. Das ist ein Befehl, den Davis und Chaz nicht befolgen können, und so beginnt die Jagd nach den Tätern. Obwohl die Menschen in dem Snapshot aufhören zu existieren, wenn die Simulation beendet wird, heisst das nicht, dass Davis und Chaz sich nicht in echte Lebensgefahr begeben.

Diese Novelle von Brandon Sanderson behandelt das Thema Zeitreise mal anders. Wo bei echten Zeitreisen jede Veränderung in der Vergangenheit Konsequenzen in der Zukunft hat, ist die Vergangenheit hier nur eine Simulation. Taten und Veränderungen der realen Beamten, die dort hingeschickt werden, haben keine Konsequenzen, sondern dienen lediglich dazu, Augen und Ohren an (Tat-)Orten zu sein, die in der realen Welt unbeobachtet waren.

Theoretisch können sie alles tun und lassen, was sie wollen. Chaz nutzt das auch weidlich zu seinem persönlichen Vorteil aus, was Davis ziemlich auf den Keks geht. Ich habe mir beim lesen die ganze Zeit überlegt, was ich so in der Vergangenheit tun würde, wenn ich überall hin könnte, und nichts Einfluss auf die Gegenwart hätte. Einerseits fielen mir so fiese Sachen ein wie meinem Exfreund das Auto zu demolieren, andererseits schöne Sachen, wie mir die Zeit zu nehmen Leute mit Geschenken zu besuchen, für die ich im Nachhinein betrachtet zu wenig Zeit übrig hatte.

Das kurze Buch liess sich spannend an einem Nachmittag durchlesen, und ich habe es kein einziges Mal weggelegt zwischendurch. Anthony Davis ist eine sehr sympathische Figur, mit der man sehr gut mitfiebern kann. Obwohl das Prinzip der Snapshots erstmal etwas verwirrend klingt, wenn man es so in einer Rezension beschreiben soll, wird es im Buch so gut und präzise erklärt, dass es nicht viele Seiten braucht, um das Prinzip zu verstehen.

Brandon Sanderson hat hier ein sehr feines kleines Krimiabenteuer geschrieben.

ISBN: 978-1473224995
Verlag: Gollancz
Erschienen: 26. Juli 2018
Seiten: 128 Seiten
Preis: 10,99 Euro

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