Magie und Milchschaum – Travis Baldree

Was machen eigentlich die Helden aus Fantasygeschichten, wenn sie nicht gerade auf Abenteuer-Einsatz sind? Haben die ein Privatleben? Und wenn ja, was machen die dann so?

Die Ork-Kriegerin Viv eröffnet zum Beispiel ein Kaffeehaus in der Hafenstadt Thune.

Dieses Buch war das reinste Lesevergnügen, und ich sage euch auch gleich, warum.

Zuerst einmal fand ich es wunderbar, die fantastischen Gestalten, die man sonst eher auf abenteuerliche Missionen begleitet, mal in einem ganz „normalen“ und fast häuslichen Setting zu erleben. Viv, die das Kriegerleben an den Nagel hängt und ein Café eröffnet, den Kobold Cal, der als Schiffsbauer auf der Werft arbeitet, die Succubus Tandri, die nach einer geregelten Arbeit sucht, oder den Rattling, der als Zuckerbäcker alle Rekorde bricht.

Zweitens hat Viv natürlich ein Geheimnis, das eigentlich nur sie und der Leser kennen. Das gilt es zu bewahren und zu schützen, denn wenn die falschen Leute Wind davon bekämen…. das wäre wirklich schlecht. Für Spannung ist also gesorgt!

Drittens hat es mir unheimlich viel Spaß gemacht, die Entwicklung des Kaffeehauses in allen Details zu verfolgen und mir bildlich vorzustellen. Von der Gnomischen Espressomaschine bis hin zu den Zimtschnecken und Brownie-Keksen, die im Buch natürlich anders heißen, aber trotzdem unverkennbar sind.

Viertens mochte ich, dass der anfängliche Gegenspieler – der etwas sehr offensichtlich ist – letztlich gar nicht der-, bzw. diejenige ist, die dann am meisten Ärger verursacht. Die Rivalitäten und Feinde sind vielschichtiger, als es zuerst den Anschein hat, und die Entwicklung war super.

Fünftens gibt es eine Liebesgeschichte, die so angenehm erzählt wurde, dass selbst ich als Love-Story-Allergiker sie schön fand. Ob man sie als queer bezeichnen kann, weiss ich nicht so genau – wie verhält sich das in Fantasywelten mit verschiedenen Spezies? Jedenfalls fand ich sie sehr gut erzählt – langsam, einfühlsam, nachvollziehbar und einfach schön, ohne dabei jemals in den Mittelpunkt zu rücken und die Show zu stehlen.

Für mich ein richtiges Wohlfühlbuch.